Das Elend, das Hartz IV darstellt, ist auch deswegen so schlecht abzuschaffen, ja auch nur wegzudenken, weil es sich selbst motorisiert hat, selbstständige Expansionskräfte entfaltet. Im Schatten der durch Verwaltung erzeugten und durchgesetzten Armut blüht und gedeiht ein paralleler Arbeitsmarkt, der den Ämtern sekundiert, millionenfache Willkür privatwirtschaftlich munitioniert. An der Fortexistenz von Hartz IV hängen nun Jobs, Aufsichtsratposten, Fördergelder; die Erhaltung der Armut ist ein Bestseller. Gerade wird eine Generation erwachsen, die mit Hartz IV als Realität aufgewachsen ist, die Hartz IV für eine naturgegebene Notwendigkeit ohne Alternative halten muss. Mit ihr schließt sich das historische Fenster, in welchem man Hartz IV noch einigermaßen sinnvoll abschaffen könnte.
Source: Neues Deutschland October 26, 2018 15:11 UTC