© Claudio Onorati/EPA Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos auf dem 75. Lanthimos wird seit Jahren auf zunehmend steilerer Kurve das extreme Gegenteil von schlechter, und mit diesen drei Schurkinnen, die zugleich Heldinnen sind, hat er Figuren gefunden, die sein infames Talent nicht nur aushalten, sondern sich mit ihm in der gemeinsamen Kunst suhlen, bis es quietscht (es geht allerdings mehr um Nager als um Schweine). Das ist oft spannend bis kurz vor der Ohnmacht, aber natürlich kein Unterhaltungskino; umso bemerkenswerter, dass Netflix Geld in „Roma“ investiert hat. Wenn irgendwas den Zweck des Lichtspielhauses erfüllt, dann so ein Film. Die Bereitschaft der Streamingriesen, sich damit zu arrangieren, könnte das störrischste Autorenfilmemachervolk, das nicht wie Cuarón mit jenen neuen Sponsoren arbeiten will, früher oder später dazu bringen, von Netflix und Co so zu sprechen wie die akademischen Mäuse beim Dichter Karl Mickel von den Katzen, die sie mit den Tigern und Löwen (also dem klassiscgen Filmverleihwesen in seinen reichsten Zeiten): „Unsere ganze praktische Politik muss also darauf gerichtet sein, der Katze die Maße der ursprünglichen Löwen und Tiger zurückzugeben, weil dann a. wir ihnen als geringe Portionen schlichtweg aus dem Blickfeld herausfielen und b) das Verhältnis der Reaktionszeiten zu unseren Gunsten entscheidend sich ändern müsste.“
Source: Frankfurter Allgemeine Zeitung September 01, 2018 10:30 UTC