IMAGO/Everett Collection In der Strafkolonie: »Frankreich hat euch verworfen, vergesst Frankreich!«»Frankreich hat euch verworfen, vergesst Frankreich!« sagt die Stimme der Autorität den Gefangenen zu Beginn von »Papillon«, der Neuverfilmung des gleichnamigen, um 1970 sehr erfolgreichen Romans von Henri Charrière über dessen Sträflingszeit auf der »Teufelsinsel« in Französisch-Guayana zwischen 1933 und 1944. Die erste Verfilmung (1973) inszenierte noch unbekümmert eine klassische koloniale Abenteuergeschichte, das Remake ist ein bereits historisierender Gefängnisfilm. Zwar ähnelt sich der Ablauf eines Fluchtversuchs in beiden Filmen sehr, doch während in dem alten ein burleskes Marschmusikkonzert den Hintergrund bildet, ist es im Remake eine Vorführung von »King Kong«; ebenfalls ein kolonialer Abenteuerfilm, der auf einer Art Teufelsinsel spielt, zudem der maßgebliche Film der Epoche (Erscheinungsjahr 1933). Das Remake ist so tatsächlich ein Film darüber geworden, wie man dem Erbe von »King Kong« entflieht. Einer Vergangenheit stets aufs neue zu entkommen, das ist so ziemlich genau das Programm eines scheinheiligen therapeutischen Historismus.
Source: Junge Welt December 29, 2025 18:44 UTC