Man kann an einem Montagabend im September mit Susanna Karawanskij, der Ostbeauftragten der Linken im Bundestag, in ihren Wahlkreis nach Eilenburg fahren, zu einer Diskussionsrunde der Direktkandidaten. Man kann an einem Freitag nach Eisleben in Sachsen-Anhalt fahren und einer Rede Alexander Gaulands zuhören, einem der beiden Spitzenkandidaten der AfD. In Teilen des Ostens hat sich eine blindwütige Enttäuschung festgesetzt, die zu erklären und nachzuvollziehen schon der qualifizierten Mehrheit der anderen Bürger in der ehemaligen DDR schwerfällt. Man erlebt dort Menschen, die sich nicht mehr beherrschen wollen und die sich gedanklich in keiner Weise mehr verbinden lassen mit den großen öffentlichen Narrativen der jüngeren Zeit. Reiche ist der Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig, einem der wesentlichen Erinnerungsorte des Ostens.

Source: Suddeutsche Zeitung September 12, 2017 11:48 UTC