Am vergangenen Donnerstag erklärte Markus Söder (CSU) in Berlin, „die Zeit des geordneten Multilateralismus“ werde in Europa und der Welt „etwas abgelöst von Einzelländern, die auch Entscheidungen treffen“. Söder will "klare Kante" zeigenSöders Wortwahl und seine Forderung nach „Respekt vor Deutschland“ lassen sich als Abkehr von der jahrzehntelangen Europapolitik der Union verstehen, für die Deutschland und Europa bisher nie einen Gegensatz darstellten. So wiederholte der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) immer wieder den Satz, dass die deutsche und die europäische Einheit „zwei Seiten derselben Medaille“ seien. Immer weniger Flüchtlinge gelangen in die EUIn der Sache ist derweil die Diskussion nicht neu, ob die von der CSU geforderten Zurückweisungen von Flüchtlingen an der deutsch-österreichischen Grenze zu einem Dominoeffekt führen würden. Während im Jahr 2016 – dem Jahr der Schließung der Balkanroute und der EU-Flüchtlingsvereinbarung mit der Türkei – noch 390.432 Flüchtlinge in Europa ankamen, waren es im vergangenen Jahr nur 186.768 Migranten.
Source: Der Tagesspiegel June 15, 2018 15:45 UTC