Cem Özdemir, der Grünen-Vorsitzende, duzt sich jetzt mit Alexander Dobrindt, dem CSU-Landesgruppenchef, die sich unlängst noch wechselseitig der „Untätigkeit“ beziehungsweise des „Schwachsinns“ bezichtigten. Die Sondierung für eine schwarz-gelb-grüne Koalition ist gescheitert, und die Grünen beeilen sich, den Liberalen die alleinige Schuld daran zuzuweisen: Nur die FDP habe förmliche Koalitionsverhandlungen verhindert. Aber in beiden Themenfeldern hätten Grüne und FDP „gemeinsam an einem Strang gezogen und ihre Forderungen erfolgreich durchgesetzt“. Die Liberalen wollten Wähler zwischen AfD und CDU/CSU einsammeln, die eine restriktivere Zuwanderungspolitik wollten, wirtschaftsliberaler als die Union dächten und europaskeptisch seien. Die Grünen präsentieren sich als pragmatische, lösungsorientierte Partei, die sich aus staatspolitischer Verantwortung erneut dem Wählerwillen stellen werde.
Source: Die Welt November 20, 2017 23:01 UTC