Es ist immer wieder erstaunlich, dass bei ARD und ZDF ganze politische Abende vergehen, deren Erkenntnisgewinn einzig und allein darin besteht, dass Politiker ihre Botschaften unters Volk bringen, ohne dass dies eine journalistische Brechung erführe. So ist es auch und insbesondere am Abend nach dem von der FDP herbeigeführten Abbruch der Sondierungsgespräche der inzwischen sogenannten Jamaika-Parteien. Man habe „unglaublich viel erreicht“, sagt sie: bei der Abschaffung des Solidarbeitrags für drei Viertel aller Steuerzahler, bei der Pflege, beim Klimaschutz, bei der Bildung, bei der für die FDP augenscheinlich besonders wichtigen Frage der Vorratsdatenspeicherung, ja sogar bei der Flüchtlingspolitik mit einem in Aussicht gestellten Einwanderungsgesetz. Dass sie nicht geschwächt, sondern gestärkt aus dem Scheitern der Sondierung hervorgeht, soll ihr erst einmal jemand nachmachen. Noch feinsinniger gibt Trittin den Sozialdemokraten einen mit, die sich eine „politische Auszeit“ nähmen und in den Schmollwinkel zurückzögen.
Source: Frankfurter Allgemeine Zeitung November 20, 2017 21:56 UTC