Die Kriege auf dem Balkan, im ehemaligen Jugoslawien, wurden vor fast einem Vierteljahrhundert beendet, aber große Teile der Region sind von Frieden weit entfernt. Das Denken vieler Menschen wird bis auf den heutigen Tag von den ethnischen und religiösen Konfrontationen der Jahre 1992 bis 1995 bestimmt. Der UN-Chefankläger, der Belgier Serge Brammertz, bedauerte in einem Interview, dass ein verurteilter Kriegsverbrecher wie der General Lazarevic, mit allen Ehren an einer serbischen Militärakademie empfangen wurde und dort einen Gastvortrag halten konnte. Menschen starben durch Granateinschläge auf dem Markt oder durch Scharfschützen, die es besonders auf Wasser und Lebensmittel holende Frauen und Kinder abgesehen hatten. Auch deshalb beantworteten die Vereinten Nationen die Kriegsverbrechen auf dem Balkan mit einem Internationalen Gerichtshof, dessen Vorbild sie im Alliierten Nürnberger Gerichtshof fanden.

Source: Der Tagesspiegel November 22, 2017 14:09 UTC